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Die Sache mit der Angst 3.0

Autorenbild: koselimkekoselimke

Ich kriege Freitag die Weisheitszähne raus und ich möchte ehrlich sein, ich bin nicht bereit dafür. Zumindest fühle ich mich nicht so. Bisher habe ich einige Szenarien durch, von „der Chirurg entfernt mit versehentlich die Voderzähne und ich renne danach rum wie Hein Blöd“, bis zu „Ich wache nach der Narkose nicht wieder auf, falle in ein Wachkoma, kriege alles mit und kann nicht mehr meinen Senf dazu geben“. Da ist sie wieder: Die Angst. Merkt ihr was? Genau - irrational, aber: Es könnte sein! Vielleicht werde ich ja auch auf dem Weg zur OP vom Bus überrollt, man weiß es nicht. Könnte auch sein, dass einfach nix passiert - wie bei 99% der Bevölkerung, die schon ihre ollen Zähne raus bekommen haben.

Manchmal nervt mich meine Angst massiv. Wirklich und wahrlich geht sie mir massiv auf den Senkel. Da hab ich dann auch keinen Bock sie liebevoll anzunehmen, da scheiss ich auch auf das, was ich weiß und gelernt habe. Ist mir egal, ich bin genervt.


Das darf sein. Wir dürfen genervt sein, wir dürfen schreien und wüten und heulen und uns aufregen. Wir dürfen auch Angst haben, selbst dann, wenn sie irrational ist. Angst darf sein… Es kommt darauf an, was du aus ihr machst. Wird sie das Monster, das dein Leben beherrscht? Oder einfach deine Freundin, die dir manchmal auf den Nerv geht, die aber trotzdem zu dir gehört und bleiben darf?


Meine Angst und ich kommen immer besser miteinander klar. Ich kann ihr sagen, wenn sie mich nervt, meist verhält sie sich dann aber weiterhin stur, bleibt schlotternd neben mir sitzen und schreit: „Es könnte aber sein!!“.

Dann schreie ich zurück: „Ja, meine Fresse, dann ist es eben so, nerv mich jetzt nicht!“ … „Es könnte aber sein, es könnte aber sein - ES KÖNNTE ABER SEIN!!!“.


An dem Punkt hilft dann nur noch eins: Ich nehme sie in den Arm und sage ihr „Ok, es könnte aber sein. Es ist ok. Du willst mich nur beschützen, dafür bin ich dir dankbar. Ich kriege das geregelt, du darfst auf meiner Reise mitfahren, aber ich sitze am Steuer!“.

Wisst ihr was meine Angst dann tut? Sie entspannt sich, wird leiser und schläft irgendwann ein. Während der Chirurg mir Freitag also meine Zähne rauspuhlt, macht meine Angst seelenruhig ein Schläfchen.

So funktioniert das mit der Angst. Lad sie ein zu bleiben, nimm sie an die Hand, zeig ihr, dass du es im Griff hast. Sie darf da sein, aber sie sitzt nicht am Steuer - sie muss hinten sitzen, du fährst!

Das ist gar nicht so schwer und es funktioniert tatsächlich. Angst wird leiser, wenn du ihr deine Aufmerksamkeit schenkst und sie ernst nimmst. Deine Angst möchte gesehen und gehört werden, wenn du versuchst sie zu bekämpfen, wird sie nur lauter. Lass sie da sein, sei freundlich zu ihr und zu dir.


So und nun schaue ich noch ein bisschen Grey's Anatomy und bereite mich mental auf Freitag vor. Das ist nämlich wie im wahren Leben, äußerst realistisch. Wenn McSexy von den Toten aufersteht und mir die Zähne rausnimmt, dann lasse ich sogar die Narkose weg - das könnt ihr mir glauben! In diesem Sinne: Falls ich hier nie wieder was poste, liege ich im Koma oder bin vom Bus überfahren worden oder mit McSexy durchgebrannt- es könnte schließlich sein 😜



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1 Comment


Tanja Wii
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Sep 01, 2021

Subba 😂👍

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