Die Sache mit Mr. Big
- koselimke
- 2. Jan. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Es war einmal ein kleines Mädchen, welches sich in einen großen, starken Mann verliebte und nach viel Herzschmerz und Kummer in ihm endlich ihre große Liebe fand - Carrie und Mr. Big. Ja, ich rede hier von der Serie „Sex and the City“.
Für alle, die diese Serie nicht kennen, fasse ich das Wichtigste mal kurz zusammen: Carrie schreibt eine Kolumne über Liebe, Sex und Männer. Sie wurschtelt sich irgendwie durchs Leben, kommt finanziell nie richtig klar, hortet Pullover in ihrem Backofen und hat Schuhe im Wert von 3 Millionen Euro im Schrank. Das habe ich nie kapiert, sie wird wie Aschenputtel dargestellt, trägt aber nur Designerklamotten und -schuhe. Gut, ist egal. Nun zu Mr. Big. Er trägt immer Anzüge, hat einen Wagen mit Chauffeur, ist ca. 50 Jahre älter als Carrie und verdient unfassbar viel Geld. Womit auch immer, weiß kein Mensch. Tut auch nichts zur Sache, denn das perfekte Märchen ist geboren - armes, unschuldiges Mädel liebt reichen Mann.
Ich hatte schonmal gesagt, dass ich die Serienfigur der Carrie total inspirierend fand - was das Schreiben betrifft!
Ich glaube, es war im Lockdown, wo wir alle viel Zeit und wenig Bock hatten, da habe ich Sex and the City noch einmal gesehen, alle Staffeln komplett durchgesuchtet und irgendwann habe ich gedacht „Was hat die eigentlich für ein scheiss Problem?!“ In jeder Staffel, in jeder Folge wird über Männer gemotzt - allen voran Mr. Big. Warum hat Carrie nie den Ruß von ihren Designerschuhen gewischt, stattdessen ihre Krone aufgesetzt, sich umgedreht und hat Mr. Big den Vogel gezeigt? Sie ist bis zum Schluß das Opfer gewesen, weil sie sich selbst dazu gemacht hat.
Das hat mich zum Nachdenken angeregt. Wie oft machen wir genau das? Wir geben anderen Menschen (sei es in Beziehungen oder in Freundschaften oder, oder, oder) Macht über uns und machen es uns in der Opferrolle gemütlich. Das würde natürlich kaum jemand zugeben oder sich eingestehen. Warum nicht? 1. Weil das bedeuten würde, Eigenverantwortung zu übernehmen und 2. weil es einfacher ist einer anderen Person die Schuld fürs ewige Leid zu geben. Wir können nölen und jammern und weinen, weil XY gemein zu uns ist, weil wir nicht geliebt werden, weil wir nie unabhängig werden… etc.pp. Die Liste ist endlos.
Möchtest du ein Opfer sein? Anderen Macht geben, andere über deine Lebensfreude entscheiden lassen? Ganz ehrlich: Ich nicht. Raus aus dem Opfermodus, rein in die Schöpferkraft. Ich bin davon überzeugt, dass wir alle Schöpfer unseres Lebens sind. Wir haben die freie Wahl zu entscheiden was wir möchten. Wenn ich mich natürlich immer wieder dazu entscheide, mich mies behandeln zu lassen, passiert mir das auch immer wieder. Wenn ich jedoch sage, dass ich glücklich sein möchte, steige ich aus der Opferrolle aus und bin glücklich und ziehe mir das ins Leben. Eigentlich alles ganz einfach, findet ihr nicht?!
Solange du in deinem Leben nur die Nebenrolle spielst, wirst du auch nicht die Hauptrolle im Leben einer anderen Person spielen. Das hätte Carrie mal jmd. in Staffel 1 sagen sollen. Aber das wollen wir ja gar nicht sehen, wir wollen Leid und Drama und Schmerz, weil wir uns darin wiederfinden. Ich habe auch immer mit ihr mitgefiebert und gedacht „Mr. Big ist echt ein Arsch, aber er liebt sie ja eigentlich doch…“ Ganz ehrlich? Drauf geschissen, Liebe hin oder her, lieb dich doch bitte zuerst mal selber.
Damit komme ich zum nächsten Punkt. Wir leben oft in ungesunden Beziehungen, weil wir vom anderen etwas erwarten, was wir uns selber gar nicht bereit sind zu geben. Das fängt mit der Liebe an. Ich bin zwar nicht in der Lage mich selber zu lieben und jeden Tag hart zu feiern was ich für ne dufte Type bin, erwarte aber von meinem Partner das zu tun. Wir haben keinen Bock Zeit mit uns allein zu verbringen, unser Partner sollte aber im besten Fall 24/7 mit uns zusammen sein. Da passt doch was nicht!
Die meisten legen eine ungesunde Erwartungshaltung an ihren Partner (kannst du auch auf Freundschaften o.ä. ummünzen) und wenn dieser die Erwartung nicht erfüllt, sind wir enttäuscht, geben ihm/ihr die Schuld für unser Unglück oder - im schlimmsten Fall - entwickeln eine regelrechte Abneigung gegen die Person. Dann suchen wir uns einen neuen Partner und spielen das gleiche Spiel von vorne.
Dein Leben wird sich erst ändern, wenn du es änderst. Wir dürfen den Irrglauben an den Nagel hängen, dass uns eine andere Person rettet oder davor bewahrt den eigenen Arsch hochzukriegen. Das geht zwar, aber endet immer im Unglück. Ich möchte nicht (mehr) gerettet werden und erst recht möchte ich nicht retten. Den Gedanken allein finde ich schon anstrengend, die Erwartung dahinter ist regelrecht erdrückend.
Hat Mr. Big je behauptet Mr. Big zu sein? Vielleicht fühlte er sich ja eher wie Mr. Small?! Schonmal drüber nachgedacht? Gut, ist ja offensichtlich, dass der nicht mehr alle Latten am Zaun hat, aber dann frag dich doch mal warum der sich so dämlich verhält!
Sie hat ihn zu Mr. Big gemacht. Der arme hatte ja gar keine andere Wahl, entweder er rettet sie aus ihrem Turm oder sie macht ihm das Leben schwer. Andersrum genauso: Sie hat sich wie das arme Aschenputtel verhalten und somit war es für ihn ein leichtes sie auch so zu behandeln, warum sollte er sie wie eine Königin behandeln?
Dieses ewige Rumgejammer übers Leben und wer nicht alles blöde ist und war, geht mir mittlerweile wirklich auf den Senkel. Ich will mich da gar nicht rausnehmen, ich konnte und kann das auch gut. Ich will es aber zukünftig nicht mehr, wer ist dabei? Wer steigt auch aus der Opferrolle aus und wählt die Hauptrolle? Passend zum neuen Jahr, das wäre doch mal ein lohnenswerter Vorsatz für 2022.
Wir alle können uns jeden Tag neu dafür entscheiden unser Leben zu erschaffen und zwar so, wie wir es möchten. Wenn es einen Tag mal mies läuft und wir in alte Muster rutschen, nicht tragisch, dann fangen wir am nächsten Tag eben wieder neu an. Das bedarf Übung und das Verändern von Gedanken und Glaubenssätzen und etwas, was uns allen meist schwer fällt: Geduld. Nach und nach stellen sich Erfolge ein, es wird immer leichter und irgendwann wachst du auf und fragst dich, warum du so lange geglaubt hast, dass das Leben eine Sackgasse und du ein Opfer bist. Versprochen!
Sex and the City wurde übrigens neu aufgerollt und heißt jetzt "Let it be"… War ein Spaß, heißt anders, aber es fällt mir gerade nicht ein. ACHTUNG! Ich spoiler jetzt: Mr. Big stirbt in der neuen Serie! Er stirbt!!! Hallo?? Nach all dem Drama, lassen die den armen Kerl am Ende dann auch noch abkratzen. Ich sag mal so: Läuft!
In diesem Sinne: Ich wünsche euch ein frohes, neues Jahr mit viel Selbstliebe, Schöpferkraft und Lebensfreude!
Ich hab nicht eine Folge davon geguckt, aber ENDLICH weiß ich jetzt, was ich nicht verpasst hab 😂
Danke für die präzise Zusammenfassung...und vor allem für den Rest ❤👍
Liebe Grüße...
Mrs. Big 😁😉
Mr. Big stirbt??? OMG!!! 😳😉