Selbstliebe ist mittlerweile ein ziemlich ausgelutschter Begriff. Von jeder Ecke wirst du darauf hingewiesen, dich selber zu lieben. Gut und schön, aber was hat das mit der Selbstliebe denn auf sich?
Meiner Meinung nach, ist die Selbstliebe der Schlüssel zu einem Leben in Freiheit. Warum? Weil damit alles beginnt... wenn du an eine Person denkst, die du liebst, die du wirklich von Herzen aufrichtig liebst, was passiert dann mit dir? Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Gedanke an diese Person dir ein Lächeln ins Gesicht zaubert, ein wohliges Gefühl macht sich breit und dein Herz wird weich. Wenn wir jemanden lieben, wünschen wir der Person alles Glück der Welt, wir schätzen ihre Nähe, sind gerne mit ihr zusammen und wollen, dass es ihr gut geht.
Kannst du das von dir selber auch behaupten? Bist du gerne mit dir zusammen, schätzt du deine Nähe?
Ich war mal auf einem Vortrag von Robert Betz zum Thema „Selbstliebe“. Er hat das so treffend formuliert, dass es bei mir hängen geblieben ist: „Du schaffst es nicht für zwei Stunden mit dir Zeit alleine zu verbringen, aber erwartest, dass dein Partner das sein ganzes Leben macht“. Das war natürlich ein Lacher! Aber er hat Recht damit. Wir erwarten von unseren Mitmenschen (Eltern, Kindern, Partnern, Freunden), dass sie uns „aushalten“. Die sollen uns gefälligst lieben und uns die Liebe geben, die wir uns selber nicht geben wollen. Wo ist da der Sinn? Wenn du dich nicht wertschätzt, warum sollte dein Gegenüber es dann tun?!
Alles fängt bei dir an. Du kannst dir das geben, was du dir von anderen wünscht. Wenn wir uns selber respektieren und wertschätzen, strahlen wir das aus und ziehen uns Menschen ins Leben, die das ebenfalls tun.
Und nun Butter bei die Fische... wie macht man das denn? Ganz ehrlich, ich kann das auch nicht immer. Es gibt Tage, da gehe ich mir so maximal selber auf den Sack, da ist nix mit Selbstliebe oder nur ganz wenig. Da gucke ich morgens schon in den Spiegel und denke mir "Weißte, lass es einfach bleiben heute". Das darf aber sein. Es ist ein Lernprozess.
Und dann gibt es Tage, an denen ich morgens schon meinem Körper dafür danke, dass er mich seit 35 Jahren gesund durchs Leben trägt (ohne darüber zu meckern, dass mein Hintern nicht mehr so knackig ist wie früher vielleicht mal). An denen kaufe ich mir selber einen Strauß Blumen, da kann ich mir sagen "Du bist eine tolle Frau".
Tu dir was Gutes, sag dir was Gutes. Fang an daran zu glauben, dass du es wert bist, denn das bist du, das bin ich, das sind wir alle.
Wenn wir uns alle ein bisschen mehr lieben würden, hätten wir ein bisschen weniger Streit auf der Welt, ein bisschen weniger ungesunde Beziehungen, ein bisschen weniger Neid, ein bisschen weniger Trauer...
Zum Schluss noch eine praktische Übung: Stell dich vor einen Spiegel, schau dich an und sage dir "Danke". Als ich das zum ersten Mal gemacht habe, kam ich mir selten dämlich vor. Beim zweiten Mal war es auch nicht besser, beim dritten Mal habe ich die Augen verdreht, beim vierten Mal gelacht und beim fünften Mal habe ich es dann ernst gemeint... und dann steigerst du es "Danke dafür, dass ... ", "Ich liebe dich", "Ich finde dich schön"... sage es dir selber, während du dich dabei ansiehst. Das hat eine enorme Wirkung, versprochen!
"Sich selbst zu lieben ist der Beginn einer lebenslangen Romanze." (Oscar Wilde)
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