
Ich habe mir überlegt meinen Koffer zu packen und auf eine einsame Insel zu verschwinden. Wer kommt mit? War ein Spaß, natürlich nehme ich da niemanden mit hin … Das ist ja der Sinn von einsamen Inseln, man will dort hin um seine Ruhe zu haben.
Ich hätte manchmal echt gerne meine Ruhe und wäre komplett allein. Keinen sehen, keinen hören, keinen riechen. Nix. Das doofe Smartphone aus dem Fenster werfen, den Laptop gleich hinterher, den Kopf ausschalten und dann einfach nur atmen.
Nur ich, allein unter Palmen. Ich stelle mir vor, wie ich mir aus Kokosnüssen und Palmenblättern einen Bikini bastele, mich sonne und im Meer plansche. Wundervoll. Ich esse den ganzen Tag Früchte, bin braun gebrannt, habe keinen Vitamin D Mangel mehr… ich sehe im Grunde aus wie Brooke Shields, damals in der blauen Lagune. So stelle ich mir die Nummer vor. Ich schlendere den ganzen Tag elegant und wahnsinnig attraktiv am Strand entlang. Ich denke nicht mehr, dafür bin ich dann auch einfach zu hübsch und lasse meine langen Locken im Wind wehen. Im Hintergrund läuft „Take my breath away“ von Berlin.
Fühlt ihr es auch? Ich bin voll drin - Traumvorstellung.
In Wahrheit würde ich wohl nach einem Tag aussehen wie Tom Hanks in „Cast away“.
Wer kennt den Film? Wo der Typ einen Flugzeugabsturz überlebt und dann alleine auf einer Insel strandet und aus lauter Verzweiflung mit einem Volleyball ein Verhältnis beginnt. Das wäre ich. Nix mit Kokosnuss-Bikini. Ich würde nichtmal an die scheiss Kokosnuss dran kommen, wenn die da oben auf der Palme baumelt, geschweige denn sie öffnen können.
Die Vorstellung ungewollt auf so einer Insel zu stranden, finde ich absolut gruselig. Ich hätte auch was mit einem Volleyball angefangen. Ich hätte ihn „Edelbert“ getauft. Einfach so, weil ich es kann. Und dann hätte ich da für den Rest meines Lebens mit Edelbert gehockt. Wir hätten über unsere verpufften Träume philosophiert, zusammen gelacht, zusammen geweint, manchmal hätten wir uns auch gestritten. Jaja, Edelbert und ich. Ein unschlagbares Team.
Im Film verliert Tom seinen Volleyball im Meer. Gut, zuerst schmeißt er ihn selber ins Wasser, aus lauter Wut, aber er bereut es direkt und möchte ihn zurück haben - bei der Szene musste ich weinen, das war wirklich herzzerreißend. Da war mir klar - ich bin definitiv empathisch. Ich konnte das so nachvollziehen. Stellt euch bitte mal vor, ihr wärt von heute auf morgen komplett allein und euer einziger Freund wäre ein Volleyball und dann wird der von den Wellen davon getragen. Nach allem, was ihr zusammen durchgemacht habt. Schrecklich.
Tom rettet sich ja irgendwann selber, weil er sich ein Floß baut. Würde ich nicht machen. Never. Dann sitzt du da auf dem wackeligen Ding und dann kommt ein Hai. Unter gar keinen Umständen möchte ich von einem Hai gefressen werden, das finde ich wirklich extrem abschreckend. Genauso wie von einer Schlange gewürgt und gefressen zu werden. Ich möchte das nicht. Da stellt sich jetzt natürlich die Frage - was ist, wenn es auf der Insel Schlangen gibt?! Dann müsste ich also wählen, zwischen Schlange und Hai. Pest oder Cholera. Habt ihr mal gesehen wie eine Schlange frisst? Ekelhaft! Die haut sich den kompletten Kiefer raus und würgt die Beute einfach runter… nee, da bin ich echt raus. Ich nehme den Hai, der hat so ein großes Maul, da bin ich mit einem Haps wech. Gut, hätten wir das auch geklärt.
Dann gibt es die Szene, wo Tom sich selber den Zahn rausreißt, weil ihm das olle Ding im Mund wegfault. Nächstes Problem. Ich habe mir mal leicht in den Finger geschnitten und bin fast ohnmächtig geworden, weil ich kein Blut sehen kann. Wie soll ich mir dann da also den Zahn selber aus dem Mund operieren? Wir merken schon, es wird schwierig mit der einsamen Insel und mir. Langsam aber sicher wird die Vorstellung unattraktiv. Wahrscheinlich würde ich das ganze nur einen Tag aushalten, dann wäre mir langweilig - so ein bisschen stehe ich ja auf das „Drama“ in meinem Leben. Irgendwer will immer was, irgendwer muss immer seinen Senf dazugeben - wo ich zwar manchmal denke „Dein Ernst jetzt?!“. Langweilig wird es aber wirklich nie.
Das ist ja auch das Schöne am Leben, das Leben mit anderen Menschen. Alleine würden wir eingehen. Der Mensch ist ein Gemeinschaftstier. Wir möchten reden, uns austauschen, uns anfassen, zusammen sein. Jetzt, wo ich so eine wilde Smalltalkerin geworden bin, gehe ich auch absolut aufgeschlossen auf fremde Menschen zu die alleine unterwegs sind! Ich sage dann zwar nichts und gehe einfach weiter, aber immerhin halte ich Blickkontakt! Schritt für Schritt Richtung Glück!
An manchen Tagen wäre eine einsame Insel (aber ohne Schlangen oder Haie) wirklich schön. Auf Dauer wäre es nichts. Ich glaube das geht uns allen so - so sehr uns andere Menschen manchmal nerven, komplett allein auf der Welt zu sein, wäre unser Untergang. Also jetzt mal abgesehen davon, dass es tatsächlich der Untergang wäre, da wir uns nicht fortpflanzen könnten und somit aussterben würden.
Das Schöne ist ja, dass wir uns aussuchen können, mit wem wir Zeit verbringen möchten und das sollten wir auch tun. Ganz gewissenhaft sollten wir hinschauen mit wem wir unsere Zeit verbringen möchten und wenn wir mal ehrlich sind: Am meisten nerven uns doch eh die Menschen, die wir auch am meisten lieben und ohne die, würden wir eh nie sein wollen.
Das war mein Wort zum Sonntag, Danke für die Aufmerksamkeit :)
Comments