Gefühle?

Bist du Team „Ich fühle alles“ oder eher „Mauer hoch und bitte nicht fühlen“ oder irgendwas dazwischen? Gibt es Gefühle, die du besonders gerne fühlst und welche, die du so gar nicht magst?
Gestern ist mir der Zettel (den ihr auf dem Bild sehen könnt) vor die Füße gefallen bzw. hat ihn meine Freundin entdeckt. Ich wäre wohl einfach drüber gelatscht, wie ich das auch oft bei meinen Gefühlen tue… Dennoch hat er mich angesprochen, mitten ins Herz. Ich glaube, da sollte mir was mitgeteilt werden. Das Thema beschäftigt mich nämlich seit ein paar Tagen intensiv. Es gibt Gefühle, die ich partout nicht fühlen möchte. Keine zehn Pferde kriegen mich dazu, in diese Gefühle hineinzufühlen. Isch möschte dat nischt. Wat bringt es? Nix! Wie immer, wenn wir uns weigern, kriegen wir den Salat so oft serviert, bis wir dann doch herzhaft reinbeißen… je länger wir damit warten, desto welker ist er natürlich und wir müssen das alte Schimmelgestrüpp hinunterwürgen.
Womöglich mögen wir alle die positiven Gefühle sehr gerne, die uns eben ein gutes Gefühl vermitteln. Freude, Hoffnung, Liebe, Vertrauen… die negativen Gefühle, auf die stehen wir eher nicht so: Angst, Wut, Scham, Trauer…
Ich mag Wut. Seit ich denken kann, begleitet mich das Gefühl der Wut. Ich war immer wütend und in das Gefühl konnte ich mich hemmungslos fallen lassen. Die Wut hat mich stark gemacht, unantastbar, teilweise auch abschreckend für andere und genau das wollte ich. Wut war mein Schutzpanzer, denn solange ich wütend war, wusste niemand was wirklich in mir vorgeht, welches Gefühl ich mit Wut eigentlich unterbinde und nicht fühlen will. Ich weiß, dass ich damit nicht alleinstehe – viele von uns, fühlen nur einen Bruchteil ihrer Gefühle. Das mag verschiedene Ursachen haben, der Grund ist bei allen von uns gleich: Wir wollen nicht fühlen, weil wir Angst haben. Angst davor schwach zu sein, berechenbar, verletzlich… Angst davor in unseren Gefühlen zu ertrinken, zu viel zu fühlen oder auch zu wenig. Angst davor uns zu öffnen, unser Herz zu offenbaren und der Welt zu zeigen: Das bin ich.
So wie ich immer ganz vorn dabei war, wenn es um Wut ging, gibt es Menschen die andere Emotionen immer im Vordergrund stehen haben, um etwas dahinter verbergen zu können. Manch einer lacht immer, um nicht weinen zu müssen. Manch einer schreit, um nicht zu schweigen. Manch einer fürchtet sich, um nicht stark sein zu müssen. Manch einer verletzt andere, um nicht selbst verletzt zu werden.
Wisst ihr welches Gefühl ich auch nie fühlen wollte? Da fällt euch jetzt gleich nen Ei aus der Hose, weil es genau das ist, worüber ich immer so gerne oft und breit drüber philosophiere. Kleiner Tipp an dieser Stelle: Wenn ein Mensch euch dauernd mit einer bestimmten Sache zutextet, hat er meist selbst ein Thema damit 😉
Bei mir ist es: die Liebe. Überraschung! Und woran liegt es? Natürlich nicht an der Liebe an sich, denn Liebe ist der Knaller. Ich habe Liebe immer mit Schmerz vertauscht, da ich das so gelernt habe: Liebe tut weh und was tut der kluge Mensch, wenn es weh tut? Genau, er vermeidet es sich noch einmal weh zu tun (außer vielleicht er ist masochistisch veranlagt und steht drauf sich selbst Schmerz zuzufügen). Wenn wir früh gelernt haben, dass eine bestimmte Emotion uns in Schwierigkeiten bringt, vermeiden wir diese also. Eine Sache, die ich über die letzten Jahre lernen durfte, ist Folgende: Liebe tut nicht weh, niemals. Es ist der falsche Umgang mit Liebe, der weh tut.
Wie schaffen wir es denn nun einen gesunden Umgang mit unseren Gefühlen zu entwickeln? Indem wir sie fühlen. All die Gefühle, ob sie uns gefallen oder nicht. So und wenn ich es schaffe (zumindest auf einem guten Weg bin) von der stetig wütenden zu einer auf Liebe schwingenden Frau zu werden, der all day long die Herzen aus den Augen fliegen, dann schaffst du es auch!
Hach, ich liebe deine Texte einfach sehr. Ehrlich, mutig und so wertvoll. ❤️