Nölibert, die Tulpen und Ich

Ich mache in diesem Post mal eine Pause von der Spirituellen-Reihe. Die geistige Welt ist immer da - dankbarerweise - aber ich krieg nen Fips, wenn ich dauernd darüber rede.

Daher möchte ich heute über Tulpen schreiben. Ich mag Tulpen. Allerdings fangen die an, mir auf den Senkel zu gehen und ich habe mich gefragt, woher das rührt. Ich bin ziemlich schnell zum Kern der Ablehnung gekommen. Die lassen ständig und viel zu schnell ihre Köpfe hängen und das geht mir gegen den Strich. 1. Es sieht blöde aus, 2. Es nervt mich, dass ich gefühlte Stunden liebevoll auf die Dinger einreden muss, damit der Kopp wieder hoch geht. Wasser hier, Kopf streicheln da und dann noch Komplimente machen. Anstrengend. Man sollte doch meinen, dass eine Tulpe ihre Schönheit gerne zeigt und daher strahlend in meiner Vase vor sich hin steht, anstatt wie Nölibert den Kopf hängen zu lassen.

Als ich so weiter überlegt habe, ist mir aufgefallen, dass mein Tulpen-Thema auch auf mich zutrifft. Ich kann es nicht leiden, wenn ich einen Arschloch-Tag habe und den Kopf hängen lasse. Ich möchte mir das nicht zugestehen, jetzt erst recht nicht, wo doch das Universum dauernd mit mir plappert. Ich müsste ja eigentlich demnach permanent gut drauf sein. Das bin ich aber nicht, ich lasse hin und wieder den Kopf baumeln. Wasser kommt dann von oben, gut zugeredet wird mir auch, aber den Kopf wieder aufrichten, das darf ich selbst tun. Der Nölibert in mir, mault die ganze Zeit rum und ich bin ehrlich: Ich möchte ihm auf die Fresse hauen, damit er endlich Ruhe gibt. Der nölt aber einfach stur weiter und lässt sich von meinen Prügel-Androhungen null Komma null beeindrucken. Ist dem schnuppe.

Während das Universum mich also in frischem Wasser badet und mir Liebeslieder singt, schreit Nölibert dagegen an. Nölibert ist echt ein Affenarsch. Obwohl er auch gute Gründe hat zu nölen, z.B. dass die Sonne scheint, obwohl es an Arschloch-Tagen, der Laune entsprechend, regnen sollte. Die Sonne macht nicht mit, das Universum macht nicht mit, keiner versteht den armen Nölibert und ich kriege auch die Krise, wenn er anklopft.

So Leute, ihr ahnt es schon … wie ist es immer, mit diesen Themen?! Der kleine Nölibert möchte einfach nur gesehen und von mir aus dem Kinderparadies abgeholt werden. Der hängt seit Stunden allein im Bällebad rum und ich weigere mich ihn in den Arm zu nehmen, weil ich seine Art scheisse finde und mir gar nicht richtig erlaube ihn als Teil von mir zu akzeptieren. Deshalb bölkt der so nervig rum. Die Tulpen haben einen Nölibert und wir auch. Sind wir mal ehrlich, wir haben ihn alle, betiteln ihn nur unterschiedlich. Manch einer sagt „Innerer Kritiker“ oder „Schweinehund“, ich nenne ihn „Nölibert“. Ich find es gar nicht so leicht mit Arschloch-Tagen und dem Nöli in mir klarzukommen. Ich möchte jeden Morgen gut gelaunt erwachen, wie ein junges Reh aus dem Bette hüpfen und granatenmäßig sexy (wie meine Schwester zu sagen pflegt) durch den Tag flanieren. Es gibt aber Tage, da fühl ich mich wie Omma nach der Hüft-OP, quäle mich aus dem Bett, stehe vorm Spiegel und denke: „Nein, Nein, Nein. Auf keinen Fall. Ich möchte das nicht“. An den Tagen glotzt Nölibert mir schlecht gelaunt im Spiegel entgegen und suggeriert mir „Ich bin hier der Boss“.

Ich habe Nölibert eben in den Arm genommen, ich habe ihm ehrlich gesagt, dass ich ihn ätzend finde, aber dennoch habe ich ihm erlaubt bei mir zu bleiben und schwupsdiwups, seitdem hält er die Klappe, mein Kopf sitzt aufrecht auf meinem Hals und gegen Tulpen habe ich auch nichts mehr einzuwenden. Also, wer ist hier der Boss?!