top of page

Die Sache mit den Tränen

Autorenbild: koselimkekoselimke

Eine der wunderbaren Seiten am Muttersein ist es, die Welt mit den Augen eines Kindes zu betrachten. Meine Tochter sagte vor einiger Zeit zu mir: „Mama, Bäume können nicht weinen, die haben keine Gefühle.“ Mal abgesehen davon, dass ich eine kleine Philosophin zu Hause habe, hat sie Recht. Ganz simpel und einfach auf den Punkt gebracht. Bäume weinen nicht, da sie keine Gefühle haben. Wir dürfen weinen, denn wir haben Gefühle. Weinen reinigt das Herz.

Wir weinen aus Trauer, Rührung, Freude, Wut... manchmal auch aus Scham.

Manchmal schämen wir uns für unsere eigenen Tränen, manchmal sogar für die Tränen der anderen. Ich glaube für Männer ist das nochmal eine härtere Nummer Tränen zuzulassen, denn „echte Jungs“ weinen ja nicht... Wir Frauen haben es da leichter, oftmals gelten wir allerdings dann als hysterisch, wenn wir weinen, oder haben mal wieder unsere Tage... Anstrengend oder? Warum können wir nicht einfach alle weinen und unsere Emotionen zeigen, wenn wir das möchten. Ob Männlein oder Weiblein, ist doch egal. Wer weinen möchte, soll weinen dürfen.


Ich hatte da sehr lange ein persönliches Thema mit. Ich habe irgendwann im Kindesalter entschieden nicht mehr zu weinen und tatsächlich kamen ab dem Zeitpunkt keine Tränen mehr. Es konnte passieren was wollte, ich habe nicht geweint. Das Gefühl von Trauer war mir komplett fremd, ich wollte nicht traurig sein und habe es daher nicht zugelassen. Ja, das geht tatsächlich. Es ist ein Wahnsinn wozu unser Hirn in der Lage ist! Meine damalige Seelsorgerin hat mir irgendwann eine tolle Übung gezeigt. Ich sollte am Tag immer mal wieder innehalten und schauen wie ich mich fühle, das Gefühl benennen und aufschreiben. Das habe ich gemacht. Es war alles dabei. Es gab nur einen Zustand, den ich nicht einordnen konnte, ich wusste nicht was das für ein Gefühl sein sollte... bis es irgendwann „Klick“ machte - es war Trauer! Dadurch, dass ich das Gefühl jahrelang unterdrückt hatte, brauchte ich Zeit um es überhaupt fühlen und wahrnehmen zu können. Wenn ich das jetzt so aufschreibe, muss ich tatsächlich darüber schmunzeln. Allerdings weiß ich, dass es vielen von uns so geht. Vielleicht nicht speziell mit Trauer, aber mit anderen Emotionen. Jeder trägt sein Päckchen.

Nun zurück zum Weinen... irgendwann kam dann der Tag, da alle Dämme brachen. Grund dafür war, mein erster, richtiger Liebeskummer! Ich habe soviel geweint, dass ich manchmal befürchtete auszutrocknen. 😄 Einmal angefangen, flossen die Tränen in Bächen. Damals war es die schlimmste Zeit meines Lebens. Heute bin ich unendlich dankbar dafür. Denn dadurch habe ich endlich Tränen zugelassen. Jede schwierige Zeit, hat auch immer etwas Gutes. Heute schaue ich darauf zurück und freue mich darüber, wieviel ich in der Zeit über mich lernen durfte.


Und heute? Heute weine ich. Trauer darf sein und Tränen auch. Ich tue es noch immer nicht allzu gerne, aber das liegt mittlerweile hauptsächlich daran, dass ich danach immer tierische Kopfschmerzen und dicke Augen habe.

Also, falls du mir mal persönlich begegnest und ich habe aufgeschwollene Augen, habe ich höchstwahrscheinlich den Tag davor ordentlich geheult. 😉

Heute kann ich für mich weinen oder ich teile die Tränen meiner Liebsten, ich weine, wenn ich mich freue oder wenn ich traurig bin. Ich weine vor anderen oder für mich allein. Es ist normal geworden. Es befreit mich, mir fällt nach so einer richtigen Heul-Aktion ein riesiger Stein vom Herzen und ich fühle mich danach wieder leicht.

Fang an zu weinen, denn das hat nichts mit Schwäche zu tun. Es zeigt einfach nur, dass du ein Mensch mit Gefühlen bist. ♥️


72 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Alle Jahre wieder ...

Alle Jahre wieder ...

Seelenliebe

Seelenliebe

Status

Status

Comments


©2022 Imke Kosel

bottom of page