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Die Sache über Prinzen, Frösche und Dornröschen

Autorenbild: koselimkekoselimke

Wer kennt das Märchen von Dornröschen? Meine Tochter liebt es. Gefühlt lesen wir es 250 mal am Tag und spielen es genauso oft nach. Sie ist immer Dornröschen und ich immer die Hexe… Ich frage mich, ob ich mir diesbezüglich mal ernsthafte Gedanken machen sollte… ?! Für alle, die das Märchen nicht kennen, hier die Kurzfassung: Dornröschen wird als Baby von einer schlecht gelaunten Fee verflucht sich an ihrem 15ten Geburtstag an einer Spindel zu stechen und zu sterben. Dann kommt eine andere Fee, die ganz gut drauf ist, mildert den Fluch ab und sagt Dornröschen soll einfach nur 100 Jahre pennen. Der König flippt natürlich völlig aus und lässt alle Spindeln verbrennen. Lange Rede, kurzer Sinn: Dornröschen wird 15, sticht sich trotzdem an einer Spindel und fällt in einen hundertjährigen Schlaf. Irgendwann kommt ein auftoupierter Prinz daher, gibt ihr einen Kuss der wahren Liebe, sie wacht auf, die heiraten direkt und leben glücklich bis ans Ende. So, wat soll mein Kind dabei bitte lernen?? Dass eine 15jährige die 100 Jahre pennt, im Umkehrschluss also 115 Jahre alt ist, einen 17 jährigen Typen heiratet und keiner sacht was? Find ich schon ein bisschen ekelig. Oder, dass man nur schlafen muss und dann kommt Prinz Charming schon ums Eck geritten auf seinem ollen Gaul? Nee Leute, da bin ich raus. Was mich an der Story nervt ist, dass vermittelt wird: Leg dich nieder, du wirst gerettet. Egal wer hier wen rettet, ob die Frau den Mann, der Mann die Frau, die Frau die Frau… Jacke wie Hose. Sind wir doch mal ehrlich: Im realen Leben würde das Ganze so aussehen: Dornröschen liegt völlig entnervt aufm Bett rum, der Prinz kommt irgendwann abgekämpft und durchgeschwitzt bei ihr an und dann wird genölt: „Hans-Werner, wo warst du so lange? Du hast doch wieder mit den Jungs gesoffen, ich rieche das doch! Immer das Gleiche mit dir!“. Anstatt das Hans-Werner das Weite sucht, heiratet er dann die blöde Schnepfe und bums haben wir ne ungesunde Beziehung. So schnell kann das gehen. Ich habe jahrelang gerettet. Ich habe wirklich alles gerettet was nicht bei drei aufm Baum saß. Angefangen bei meinen Eltern, Freunden, bis hin zu Partnern oder potentiellen Partnern. Manchmal habe ich auch die Frau an der Kasse gerettet. Mit „retten“ meine ich dabei nicht, dass ich die in einer Nacht- und Nebelaktion vor Räuber Hotzenplotz gerettet habe, ich habe mental gerettet. Egal ob mein Gegenüber wollte oder nicht, es wurde gerettet was das Zeug hält. Warum habe ich gerettet? Ich dachte, wenn ich allen helfe, sie therapiere und für alle immer und zu jederzeit da bin, dann erkennen die, dass ich ne richtig tolle Type bin. Pustekuchen. Was daraus entstanden ist, ist: Ich war nonstop übermüdet von all den Problemen der anderen, die ich gewälzt habe und hatte gefühlt 250 ungesunde Beziehungen am laufen. Wenn in einer Beziehung (egal welcher Art) eine Person immer die andere rettet, ist das einfach ungesund. Es funktioniert nicht, weil die Beziehung dann nicht auf Augenhöhe ist. Die eine Person ist irgendwann vom retten genervt (in dem Fall war ich das immer) und die andere Person macht sich entweder vom Retter abhängig oder haut ab, weil sie auf die Retterei keinen Bock mehr hat. Man ist nicht zusammen, weil man zusammen sein möchte, sondern weil man denkt den anderen zu brauchen. „Einen Menschen zu brauchen“ - Leute, das ist immer schlecht. Sobald du eine Person brauchst, mach dich vom Acker! Da schlagen alle Alarmglocken an. Wenn deine Erwartungshaltung an dein Gegenüber ist: „Rette mich“ - ALARM! Wenn dein Gegenüber die Erwartungshaltung an dich hat: „Rette mich“ - ALARM! Es gibt ein sogenanntes Drama-Dreieck, bestehend aus: Opfer - Täter - Retter. In einer Abhängigkeitsbeziehung rutschen wir in jede Rolle rein. Mal sind wir das Opfer, was gerettet werden möchte, dann sind wir der Retter, der eben rettet und dann sind wir der Täter, der dem Opfer was antut um dann wieder retten zu können. Merkt ihr was? Ja, hört sich schon echt ungesund an, gell?! Daher mein Tipp: Vergesst die Prinzessin und den Prinzen. Lasst die einfach im Turm. Hört auf zu retten und lasst euch auch nicht retten. Nicht jeder Prinz ist am Ende auch die wahre Liebe. Auch eine Prinzessin kann sich als Kackbratze entpuppen. Küsst ruhig mal ein paar Frösche. Einen Frosch zu küssen muss nicht immer schlecht sein, manche küssen richtig gut. Es ist zudem nicht gesagt, dass Prinz Charming mit seiner Föhnfrisur dir nicht durchs Gesicht leckt wie ein Berner Sennenhund. Hab ich alles schon erlebt. Da kommt da so ein Adonis ums Eck und du hörst schon die Hochzeitsglocken läuten und dann schlabbert der dir einfach durchs Gesicht… Schön ist anders! Direkt die rosa Seifenblase geplatzt. Ich sage euch mit einem Kuss steht und fällt alles, wenn das nicht funktioniert, kannste den Rest auch knicken. (Hat zwar nichts mit dem Retten zu tun, ist aber auch wichtig im Beziehungsdschungel). Seid lieber wie der Drache. Der hängt völlig entspannt den ganzen Tag rum, macht sein Ding, frisst zwischendurch mal irgendjemanden auf und hat nen gutes Leben. Der rettet nicht, der will nicht gerettet werden. Der denkt sich: „Geht mir nicht auf den Sack, macht euren Scheiss mit euch selber aus“. Super Typ! Außerdem kann ein Drache fliegen und wie wir alle wissen „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, alle Ängste, alle Sorgen sagt man, blieben darunter verborgen und dann würde was uns groß und wichtig erscheint, plötzlich nichtig und klein“.


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1 Comment


Tanja Wii
Tanja Wii
Feb 11, 2022

YES! 🐉😉

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